130 Jahre SPD Langenzenn

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13. April 2023

Chronik des SPD-Ortsvereins Langenzenn 1893 -2003 von Robert Schwind, 2003 – 2023 Günter Rudolph und Margit Begiebing

  1. Von der Gründung bis zum ersten Weltkrieg Die Entstehung der Langenzenner SPD und deren Gründung im Jahr 1893 fällt zusammen mit der Herausbildung eines Industrieproletariats im Zuge der Entwicklung der örtlichen Ziegelindustrie und dem Einpendeln von Arbeitern nach Nürnberg und Fürth. Doch schon 1873, also zwanzig Jahre vor der offiziellen Gründung eines SPD Ortsvereins, wurde die Langenzenner Bürgerschaft durch den aus Fürth gekommenen ehemaligen Pterde- und damaligen Produktenhändler Johann Georg Rheingruber aufgescheucht, der noch im selben Jahr versuchte, einen Sozialdemokratischen Ortsverein zu gründen. Da er sich "grundsätzlich zur Aufgabe machte, die Ruhe der hiesigen Einwohnerschaft zu stören", wie der damalige Magistrat dem Fürther Bezirksamt berichtete, beantragte der Magistrat Rheingrubers Ausweisung, der er mit einem Umzug nach Bamberg zuvor kam. Doch bleibt anzumerken, daß zu diesem Zeitpunkt die damalige soziale Basis der Sozialdemokratie die Industriearbeiterschaft in Langenzenn noch nicht so weit entwickelt war, kurz, in Langenzenn schlichtweg die Rahmenbedingungen für die Gründung eines Ortsvereines noch nicht gegeben waren. Doch bereits unter den erdrückenden Repressalien der Bismarckschen Sozialistengesetze von 1878 hatte sich 1883 eine Gruppe von Sozialdemokraten zusammengefunden, die bis zur offiziellen Gründung im sogenannten Arbeiterverein tätig war. Am 11. April 1893 wird schließlich im Gasthaus "Roter Ochsen" die Gründung eines "Socialdemokratischen Wahlvereins für Langenzenn" urkundlich festgelegt. Unterzeichner sind die Genossen Seßner (Vorsitzender), Ammon (Schriftführer) und Lodel (Kassier), Die Gründung des Ortsvereins fällt damit in einen Zeitraum, in dem die Gründung sozialdemokratischer Ortsvereine vor allem im eher ländlichen Raum Konjunktur hatte. Die Bismarcksche Sozialistengesetzgebung war seit 1891 aufgehoben und die SPD schickte sich an, stärkste Reichstagsfraktion zu werden. Hatte sich vor 1878 der Aufbau der Sozialdemokratie überwiegend auf industrielle Zentren beschränkt, greift die schnelle Industrialisierung Deutschlands nach dem deutsch-französischen Krieg und der 2. Reichsgründung 1871 mit einiger Zeitverzögerung auf das ländliche Umland über. So schafft das mit einem Bauboom verbundene Wachstum der Industriestädte Nürnberg und Fürth die Basis für den Aufschwung der Langenzenner Ziegelindustrie. Ein sich seiner Klassenlage bewußtes Industrieproletariat aus Ziegeleiarbeitern und Pendlern bildet sich heraus, das sich bis zum 1. Weltkrieg auf ungefähr auf ein Drittel der Langenzenner Gesamtbevölkerung hin entwickelte. Die Gründung der vier Dampfziegeleien Georg Martin Walther, Christoph Walther Stadlinger sowie Lotter und Stiegler fand statt in den Jahren 1878-1898. Rentabel wurde die Ziegelproduktion durch den Bau der Bahnlinie nach Langenzenn bzw. Markt Erlbach 1872, die den Antransport der zur Ziegelherstellung benötigten Kohle und den Abtransport der fertigen Ziegel ermöglichte, die sich in den Städten Nürnberg und Fürth, welche in den Jahren 1880-1890 um das 2,5facheangewachsen waren, gut verkauften. So waren im Jahr 1901 von 320 in Langenzenn beschäftigten Arbeitern 250, also 78,1%, in den vier Ziegeleien beschäftigt. Mit der Einführung verbilligter Arbeiterfahrkarten für die Eisenbahn kam es 1891 außerdem zu einem zunehmenden Pendlerstrom in die Städte Nürnberg und Fürth, die vor allem durch ein höheres Lohnniveau attraktiv waren. So verdiente ein Arbeiter in einem Nürnberger Stahlbetrieb durchschnittlich 4 Mark am Tag, wohingegen ein Langenzenner Ziegeleiarbeiter mit 1,50 Mark entlohnt wurde. Im Jahr 1898 fuhren deshalb täglich 174 Personen nach Fürth bzw. Nürnberg hin und zurück, was natürlich mit dazu beitrug, sozialdemokratische Ideen von der Stadt aufs Land zu tragen. Um auch für die schlecht bezahlten Ziegeleiarbeiter höhere Löhne durchzusetzen, organisierte die Gewerkschaft in den Monaten Mai und Juni 1914 einen den ganzen Zenngrund umfassenden mehrwöchigen Streik der Ziegeleiarbeiter, der dann allerdings mit dem Ausbruch des 1.Weltkrieges beendet wurde.

  2. Die Weimarer Republik Nach dem 1. Weltkrieg war die SPD die wohl aktivste Partei in Langenzenn. Sie erhält bei den Gemeinderatswahlen am 15.Juni 1919 im Stadtrat 5 Sitze und stellt damit die zweitstärkste Fraktion. Des weiteren gründet sie Sport und Gesangvereine. wie den Arbeiter Sport-Klub, den Volkschor sowie auch den Arbeiter-Samariterverein Langenzenn und hält Veranstaltungen und Umzüge ab. Die erste größere Versammlung findet am 19. Oktober 1919 statt. Veranstaltet wurde sie vom linken Flügel unter der Leitung von Georg Sixtus. Einen großen Demonstrationszug mit 250 Teilnehmern erlebte Langenzenn am 4. Juli 1922, der sich unter vorantragen einer roten Fahne auf das Rathaus zu bewegte. Eine sechsköpfige Abordnung überreichte dort eine Bittschrift, in der unter anderem die Sicherung der Republik und die Entlassung aller monarchisch gesinnten Beamten gefordert wurde. Dass das politische Klima in Langenzenn zu diesen Zeiten zuweilen auch etwas rauh gewesen war, zeigt die Notiz, daß es im Jahr 1923 im Schreiberstorgraben zu handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Verletzten zwischen Arbeitern und Bürgerlichen gekommen sein soll. Der Aktivismus der Langenzenner SPD in diesen Jahren kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, daß Langenzenn zu Zeiten der Weimarer Republik ganz deutlich von einer bürgerlichen Mehrheit dominiert wurde. So entfielen nach den Stadtratswahlen 1924 auf die bürgerliche Liste 6 Sitze, die vereinigte Mittelstandsliste 5 Sitze und auf den Bund deutscher Kriegsbeschädigter ein Sitz. Auf der Linken entfielen auf die SPD 4 Sitze und die auch kandidierenden Kommunisten konnten überhaupt kein Mandat erringen.

  3. Machtverfall und Machtergreifung Dem Ende der 20er Jahre aufkommenden Nationalsozialismus stellte sich in Langenzenn zumindest in dessen Anfangsphase vor allem die SPD entgegen. So beklagte sich am 27.9.1929 der Ortsgruppenführer der SA in einem Schreiben an den Stadtrat, daß sich in letzter Zeit die Überfälle der Langenzenner "Marxisten", zum größten Teil Mitglieder des "Reichsbanners", auf NS-Parteigenossen oder der Bewegung nahestehenden Personen, hauptsächlich auf SA-Leute gemehrt hätten. In den letzten Wochen seien 5 derartige "verbrecherische Überfälle" erfolgt und mehrere seiner Genossen hätten zum Teil schwere Verletzungen erhalten. 1932 hielten noch die SPD und die Eiserne Front (von der SPD mit getragenes Bündnis republikanisch gesinnter Parteien) Kundgebungen gegen die Nazis ab. Einen letzten Propagandaumzug mit Fackeln veranstalteten Sozialdemokraten und Kommunisten am 3. März 1933, also zwei Tage vor der Reichstagswahl am 5.3. Bei diesen Wahlen erhielt die SPD in Langenzenn 287 Stimmen, wohingegen die NSDAP mit 1023 Stimmen ungefähr auf 75 % kam. Am 23. März, also am gleichen Tag, als in der Berliner Kroll Oper einzig gegen die Stimmen der SPD das Ermächtigungsgesetz vom Reichstag angenommen wurde, stellte die Ortsgruppe der NSDAP den Antrag an den Bürgermeister, entsprechend dem Gleichschaltungsgesetz den Stadtrat nach den Ergebnissen der Reichstagswahl zusammenzusetzen, wodurch der SPD nur noch 2 Sitze zugestanden hätten. Im April wurde dann der Stadtrat ausschließlich mit "entsprechenden" Männern neu gebildet. Am 22.Juni wurde dann von Innenminister Frick die Tätigkeit der SPD reichsweit verboten. Bei den NS-Propagandafeierlichkeiten am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, waren nach dem Bericht von Georg Ulrich in der Heimatchronik "viele Arbeiter, die noch vor wenigen Wochen im sozialdemokratischen Lager waren," dabei. Ob überzeugte Nazis oder nicht, viele ehemalige Sozialdemokraten machten, geblendet von den ersten und weiteren Erfolgen Hitlers, ihren Frieden mit den Nazis, aber auch in Langenzenn gab es noch genügend Sozialdemokraten, die zumindest im Herzen ihrer Partei treu blieben.

  4. Die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg Die durch Auf- und Abstieg geprägte Nachkriegsentwicklung des SPD-Ortsvereines wird erst vor dem Hintergrund der Entwicklung der bundesrepublikanischen Gesellschaft in diesem Zeitraum verständlich. Politische Konflikte längs des Klassengegensatzes verlieren an Bedeutung. Konflikte quer zu den objektiven Klassenlagen um Umweltschutz oder um das Verhältnis der Geschlechter treten dagegen immer mehr in den Vordergrund. Verursacht durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den fünfziger und sechziger Jahren kam es zu einem gesamtgesellschaftlichen Fahrstuhleffekt, der die Einkommensverhältnisse für alle Westdeutschen verbesserte, die Relationen sozialer Ungleichheit aber weiter bestehen ließ. An den objektiven Klassenlagen veränderte sich fast nichts. Subjektiv rechneten sich Arbeiter und kleinere Angestellte aufgrund ihrer Einkommenszuwächse mehr und mehr der sogenannten breiten Mittelschicht zu, die wiederum in Lebensstilgruppen und Sozialmillieus zerfällt. Diese Klassenidentifikation, die noch in der Weimarer Republik der SPD in ganz Deutschland wie auch in Langenzenn ein festes Wählerpotential von ungefähr einem Drittel der Bevölkerung beschert hatte, war also in Auflösung begriffen. Die SPD trug dieser Entwicklung dahingehend Rechnung, dass sie sich spätestens seit dem Godesberger Programmparteitag (13.-15. 11. 1959) als Volkspartei definierte. Dieser Öffnung hin zu neuen Wählerschichten folgte ein Aufstieg der SPD zur Regierungsübernahme in Bonn (Große Koalition 1966, Sozialliberale Koalition 1969-1982). Andererseits lockerten sich auch die traditionellen Parteibindungen der einzelnen Wähler, was es spätestens seit dem Ende der 70er Jahre den etablierten Parteien erschwert, sich zunehmend diversifizierende Großgruppen programmatisch anzusprechen.

Neuanfang und politischer Aufstieg nach dem 2. Weltkrieg Die erst Phase der Nachkriegsentwicklung des SPD-Ortsvereins ist charakterisiert durch einen bisher in Langenzenn für die SPD einmaligen Aufstieg zur Mehrheitspartei und die erfolgreiche Umsetzung sozialdemokratischer Politik. Schon 1945 wurde die SPD in Langenzenn von Sozialdemokraten, die schon vor 1933 bei der SPD waren, wieder gegründet, und sie überreichte am 22. Oktober zusammen mit der KPD Bürgermeister Hertlein eine Erklärung, die zum Inhalt hatte, "die Schließung der Geschäfte der aktiven Nationalsozialisten beschleunigt durchzuführen" Bei den ersten Kommunalwahlen nach dem 2. Weltkrieg am 27. Januar 1946 unterlag der SPD-Bürgermeisterkandidat Friedrich Sixtus dem von der amerikanischen Militärregierung im Mai 45 provisorisch ernannten Bürgermeister Johann Hertlein. Von den 9 Stadtratssitzen errang die SPD 4 und die CSU 5. Die SPD Fraktion setzte sich zusammen aus Friedrich Sixtus, Konrad Schmeißer, Hans Hupfer und Georg Trümmer. Bei den folgenden Kommunalwahlen hatte die SPD, nachdem sie 1948 auf 5 von 16 Sitzen gekommen war, erst einmal einen Stimmenrückgang zu verzeichnen. In den Wahlen von 1952 und 1956 erreicht sie gerade einmal 3 Sitze. 1960 errang sie dann aber mit Willi Roßkopf als Bürgermeisterkandidat 6 Sitze und Willi Roßkopf wurde Bürgermeister. 1966 dann erreichte die SPD zusammen mit Willi Roßkopf mit 8 Sitzen und der Stimme des Bürgermeisters die absolute Mehrheit. In den 12 Jahren sozialdemokratischen Wirkens an der Stadtspitze von Langenzenn konnten viele kommunalpolitische Vorstellungen der SPD umgesetzt werden und es wurden Vorhaben angegangen, die Langenzenn bis in die heutige Zeit prägen. Die WBG wurde gegründet und damit der soziale Wohnungsbau angekurbelt, eine moderne Kläranlage wurde gebaut und die Hauptschule errichtet. Dazu kam 1966 noch der Bau der TSV-Sportanlage sowie der Bau des Amtshauses, der auch in diese Periode fällt.

Krisen, Abstieg, Konsolidierung und Neuanlauf 1972 begann, verursacht durch innerparteiliche Querelen und durch die Eingemeindung von eher konservativen Ortschaften im Zuge der Gebietsreform, der kommunalpolitische Abstieg der SPD, der sich bis zu den Kommunalwahlen 1984 kontinuierlich fortsetzte. Seit 1990 scheint sich der Trend in Langenzenn langsam wieder zum Guten für die SPD wenden. Willi Rosskopf war 1972 aus der SPD ausgetreten und hatte sich für die Kommunalwahl als parteiloser Kandidat von der CSU nominieren lassen. Der Grund war, wie er in seinem Wahlprospekt darstellt. Das aufgrund "unschöner Machenschaften und Intrigen", nicht er, sondern Dr. Dietrich Sommerschuh vom Kreisverband der SPD zum Landratskandidaten gekürt worden. Bei den Wahlen zum Bürgermeister schied der SPD-Kandidat Moritz Ammon im ersten Wahlgang aus und die SPD unterstützte in der Stichwahl Fritz Krippner aus den Reihen der FDP/Freie Wähler, der dann auch zum Bürgermeister gewählt wurde. Bei den Stadtratswahlen errang von jetzt 20 Sitzen die SPD 7 die FDP/Freie Wähler 5, die CSU 7 und die Wählergruppe Laubendorf einen Sitz. 2. Bürgermeister wurde Fritz Graßer aus den Reihen der SPD. In den Jahren 1972-1978 wurde Langenzenn von einer sich recht gedeilich entwickelnden, "sozialliberalen Koalition" regiert. Die größten kommunalpolitischen Projekte dieser Zeit waren der Bau des Hallenbades sowie die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes, der wichtige Weichenstellungen für die weitere Entwicklung Langenzenns bis zum heutigen Tag enthielt. Mit der Kommunalwahl 1978 endete die Zusammenarbeit mit der FDP. Schon allein weil die SPD mit dem bisherigen 2. Bürgermeister Fritz Graßer einen eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt nominierte. Diesmal schied der bisherige FDP Bürgermeister Krippner im ersten Wahlgang aus und Fritz Graßer unterlag dem Kandidaten der CSU Manfred Fischer in der Stichwahl. Bei den Stadtratswahlen kam die CSU auf 9 die SPD auf 7 und die FDP/Freie Wähler 4 Sitze. Als 2. Bürgermeister wählte der Stadtrat allerdings wieder Fritz Graßer, der im Kreistag auch als Fraktionsvorsitzender von 1978 bis 1984 und später als stellvertretender Landrat von 1984 bis 1990 wirkte. Durch die Eingemeindung von Horbach und Keidenzell, nachdem Laubendorf, Kirchfembach und Heinersdorf schon 1972 eingemeindet worden waren, erhöhte sich vor allem das immer noch traditionell konservativ orientierte Wählerpotential in Langenzenn. Ein weiterer Grund für diese Niederlage war die indifferente Haltung der Mehrheit des SPD Kreisverbandes zum Bau eines Gymnasiums in Langenzenn, was der CSU natürlich eine willkommene Wahlkampfmunition bot, wobei das Vorhaben Gymnasium Langenzenn allerdings immer von der Langenzenner SPD und ihren Mandatsträgern gestützt und mit vorangetrieben wurde. Bei den Kommunalwahlen 1984 erreichte die SPD-Langenzenn ihren absoluten Tiefpunkt. Der Bürgermeisterkandidat der SPD, zum 2. Male Fritz Graßer, unterlag deutlich dem amtierenden Bürgermeister Manfred Fischer, der 75% der Stimmen erhielt. Im Stadtrat bekam die CSU erstmals seit 1946 wieder die absolute Mehrheit mit 12 Sitzen, wohingegen die SPD gerade auf 6 und sich die Fraktion FDP/Freie Wähler auf 2 Stadtratssitze halbierte. Das bestimmende Thema in diesem Wahlkampf war vor allem die Auseinandersetzung um die Trassierung der mittlerweile fertig gestellten B 8-Südumgehung gewesen. In dieser Auseinandersetzung hatte sich die SPD, wie auch die erstmals bei einer Kommunalwahl kandidierenden Grünen und das Laubendorfer Wahlbündnis Laubendorfer Block, für eine zweibahnige Trassierung ohne den Bau der Brücke über den Zenngrund stark gemacht, das sich ihrer Meinung nach diese Lösung an den realen Bedürfnissen Langenzenns orientiert und dem Umwelt- und Lärmschutz stärker Rechnung getragen hätte. Bei der letzten Kommunalwahl 1990 konnte die Langenzenner-SPD erstmals wieder zulegen. Der Bürgermeisterkandidat Günther Neumann schaffte bei der Bürgermeisterwahl immerhin 33% der Wählerstimmen, wobei ihr das Mißtrauen vieler Wähler gegen die absolute Mehrheit einer Partei, in diesem Falle der CSU, mit zugute kam. Allerdings wurde das vordringliche Wahlziel, die absolute CSU-Mehrheit zu brechen, verfehlt. Denn bei den Stadtratswahlen verlor die CSU zwar 2 Sitze, davon einen an die SPD die 7 Sitze erreichte, und einen an die Grünen, die erstmals mit einer Stadträtin in das Kommunalparlament einzogen. Aber mit 10 Sitzen und der Stimme des Bürgermeister Manfred Fischer blieb der CSU die absolute Mehrheit erhalten. Mit dafür verantwortlich zu machen ist auch das de Hondt'sche Sitzverteilungsverfahren, das der CSU bei 44,9% der Stimmen 50% der Sitze im Stadtrat bescherte. Hätten nur 40 Wähler mehr der SPD ihre Stimme gegeben, wäre die absolute Mehrheit der CSU dahin gewesen. In diesem Wahlkampf zeichnete sich die SPD durch ein großes Maß an Geschlossenheit, Offenheit und Engagement aus. 1996 wurde der Stadtrat von 20 auf 24 Mitglieder erweitert. Horst Erdmann, der bisherige Fraktionssprecher führte einen sehr engagierten und durchgestylten Wahlkampf. Erstmals hatte der SPD-Ortsverein ein längerfristiges Programm über die Ihre Vorhaben schriftlich fixiert. Trotzdem blieb Horst Erdmann mit 28 % leider hinter dem Ergebnis der Partei zurück. Die SPD konnte 8 Sitze erringen. Der 9. Sitz war zum Greifen nahe. Die FDP/Freie Wähler konnten diesen Sitz für sich entscheiden und kam auf 3 Sitze. Die Grünen nun mit 2 und die CSU mit 11 Sitzen. 2002 kandidierten, aufgrund der Zerwürfnisse innerhalb der CSU, drei Kandidaten um den Posten des 1. Bürgermeisters. Albert Zeiler SPD, Manfred Fischer CSU und der unabhängige Jochen Habel (vorher CSU). Dem SPD Kandidaten Albert Zeiler gelang es nicht in die Stichwahl zu kommen. Die Auseinandersetzungen um die neue Kläranlage, mit knappem Ausgang beim 1. Bürgerentscheid in Langenzenn, waren hierfür sicher entscheidend. Bei diesem Thema war auch die SPD in sich gespalten. Knapp, sprach sich jedoch die Mehrheit der SPD-Fraktion für die Finanzierung 65/35% aus, die sich mit der CSU Aussage deckte. Der jetzt unabhängige Jochen Habel war dann offenbar der Gegenpol. Er war gerade wegen dieser Finanzierung aus der CSU-Fraktion ausgetreten und malte im Wahlkampf geschickt eine große Koalition negativ an die Wand. Die Ära Fischer konnte weder von einem SPD- noch von einem Kandidaten einer anderen Partei beendet werden. Positiv für die SPD zu dieser Zeit war, dass die Anzahl der Stadtratsplätze gehalten werden konnte. Für die nicht mehr kandidierende Ingrid Schmidt rückte Roland Schwarzott nach. Claudia Satzinger und Albert Zeiler konnten die beiden Sitze von Margit Begiebing und Günter Rudolph, die beide nicht mehr für den Kreistag kandidierten, erfolgreich verteidigen. Obwohl seit den Zeiten der Jusos Robert Schwind und Bernd Vogel der SPD-Ortsverein für Jugendliche anscheinend nicht sonderlich attraktiv erschien, trat nun eine Wende zum Positiven ein: Eine Gruppe junger Menschen um Benedikt Döhla ließ die SPD wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. 2002 gab Günter Rudolph den OV-Vorsitz an Roland Schwarzott weiter, der 2008 für die SPD als Bürgermeisterkandidat ins Rennen ging. Seine Gegner waren Jürgen Habel (CSU) und Erich Ammon (Freie Wähler). Habel konnte sich im Alter von nur 29 Jahren ohne Stichwahl durchsetzen. Roland Schwarzott bekam beachtenswerte 28,2% der Stimmen. Mit ihm zusammen zog 2008 ein gutes Team in den Stadtrat ein: Josef Erhart, Irene Franz, Manfred Lober, Klaus Roscher, Roland Schönfelder und Albert Zeiler. Danach übernahm bis 2014 mit einigem Erfolg Stefan Spano den SPD-Vorsitz. Unter ihm beschäftigte sich die SPD-Stadtratsfraktion 2013 mit folgenden Themen: der Bebauung des Eckert Areals, wobei bei diesem Thema bis heute noch nichts passiert ist. Außerdem mit der Frage, ob das Hallenbad renoviert werden soll oder ob einem Neubau der Vorzug zu geben ist, auch da gibt es immer noch kein Ergebnis. Andere Projekte sind mittlerweile realisiert, nämlich das neue Feuerwehrhaus, der Einkaufsmarkt West, die Gastronomie in der Försterallee und die Ampelanlage in Lohe. Die provisorische Verkehrsführung beim Einkaufsmarkt West wartet allerdings noch auf die Fertigstellung. Mittlerweile machte eine gewisse Überalterung dem SPD-OV zu schaffen. Von einstmals stolzen 160 Mitgliedern waren plötzlich nur noch gut die Hälfte übrig. Wie konnte das passieren? Den Jusos setzte der Wegzug von Benedikt Döhla zu. Einen Einbruch gab es auch bei den SPD Frauen nach dem Tod von Sieglinde Schwind (--ich denke man sollte erwähnen, dass Sieglinde sehr aktiv war--). Die politische Großwetterlage und eine gewisse Politikverdrossenheit, die weite Teile der Bevölkerung erfasst hatte, tat ein Übriges. Ein weiterer Grund könnte der geringe Einfluss der Langenzenner SPD-Stadträte gegen die Übermacht von CSU und Freien Wählern sein. Dann, von 2015 bis 2021, übernahm mit Irene Franz erstmals eine Frau den SPD-Vorsitz. Bei der Bürgermeisterwahl erhielt sie beachtliche 39,9% der Stimmen. Das waren wichtige positive Signale! Der Erfolg tat dem Ortsverein gut. Jüngere Menschen fühlten sich von der SPD Politik angesprochen und traten dem Ortsverein bei, der sich auf diesem Weg stark verjüngen konnte. Bei der Wahl 2014 konnte die SPD ihre 7 Stadtratssitze halten. Mit Irene Franz, Christian Sieber, Melanie Plevka, Stefan Spano, Roland Schönfelder, Klaus Roscher und Lena Roscher zogen aktive und kämpferische SPD-Mitglieder in den Stadtrat ein. Die anstehenden Themen waren: die neuen südlichen Baugebiete, der Kreisverkehr Nürnberger Straße, immer noch das Hallenbad, sowie die Sanierung der Mittelschule und der Grundschule, ein neues Feuerwehrhaus mit Archiv, die Neugestaltung der Förster Allee (Spielplatz, Boulderfelsen und Biergarten) und der Kulturhof. 2020 kandidierte Melanie Plevka bei der Bürgermeisterwahl. Mit 25,1% der Stimmen erreichte sie die Stichwahl, in der sie sagenhafte 42,2% der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte. Ein großartiger Erfolg, der leider geschmälert wurde durch den Verlust von 2 Stadtratssitzen. Die jetzigen Stadtratsmitglieder um Melanie Plevka heißen Irene Franz, Klaus Roscher, Wolfgang Erhart und Christian Sieber. Maßgeblich geprägt war diese Zeit durch die Corona Pandemie die einen extremen Aufschwung in der Digitalisierung in den Schulen und in der Verwaltung mit sich gebracht hatte. Der Breitbandausbau, die Umstellung von Schulbussen auf den öffentlichen Nahverkehr brachten einige Schwierigkeiten mit sich. Desweiternen hat Langenzenn durch die erneute Ausweißung des Baugebiets Klaushofer Weg II große Problemen mit der Infrastruktur. Es fehlt an Betreuungsplätzen für die Krippen und Kindergartenkinder. Mit dem Angriffskriegs Putins auf die Ukraine kamen viele Flüchtlingsfamilien nach Langenzenn durch viel Ehrenamtliches Engagement konnten wir diesen Familien ein vorrübergehendes Zuhause bieten. Weitere Themen in der laufenden Legislatur: sind die Unterbringung unserer Stadtwerke, Standortsuche neue Kindertagesstätte, Landesgartenschau 2032, Kläranlagensanierung, Straßensanierungen, Kreuzungsbereich Schwaiger. Seit 2021 hat die SPD eine Doppelspitze. Nachdem zuerst Melanie Plevka und Jan Botzenhardt ihr Bestes gaben, sind es seit 2022 Melanie Plevka und Robert Döhla. Die Doppelspitze wurde 2023 bestätigt.

Schlussbemerkungen: Geschlossenheit, Offenheit, großes Engagement und eine an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientierte Politik sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass es der SPD gelingen wird, die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung zu gewinnen. Diese Voraussetzungen bringt die SPD Langenzenn in hohem Maße mit. Wenn es gelingt, das den Langenzennerinnen und Langenzennern im Wahlkampf zu vermitteln, dann wird die SPD nach der nächsten Wahl den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin stellen. Nichts ist unmöglich, vertrauen wir darauf!

Bibliographie Kroner Michael, Langenzenn, Langenzenn 1988, S. 97-154 90 Jahre SPD Langenzenn, Langenzenn 1983 Sozialdemokratie in Deutschland 1863-1988, Bonn 1988 Beck Ulrich, Risikogesellschaft Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986 Roßkopf Willi, Warum hat mich die CSU als parteilosen Bürgermeisterkandidaten nominiert? Langenzenn 1972 Wahlprospekte des SPD-Ortsvereines, Langenzenn, 1972-2020

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